Radeon 9000 Pro im Cube

Version 1.4 - letzte Änderung: 13.7.2003 - 18:36

Vorwort

Dieses Dokument soll nicht als Anleitung verstanden werden! Vielmehr sollte es nur einen Anreiz und Hilfestellung für eigene Experimente geben.
Derartige Modifikationen sind äußerst experimentell und lassen in jedem Fall die Garantie des Cubes und der Grafikkarte erlöschen. Es ist außerdem sehr leicht möglich, Teile der Hardware durch diese Änderungen zu beschädigen oder zu zerstören. In jedem Fall ist höchste Vorsicht geboten und alle Änderungen an der Hardware geschehen in eigener Verantwortung!

Das Problem bei den meisten neuen Mac-Grafikkarten im Zusammenhang mit dem Cube besteht darin, daß die Karten einfach zu groß für den Einbau sind. Da ich die Radeon 9000 Pro benutzen wollte (auch wegen des Dual-Monitor Supports und der höheren Leistung), habe ich mich für das Verlegen des DC/DC-Boards, das beim Einbau einer solchen Karte "im Weg" ist, entschieden. Hierfür wird ein entsprechendes Flachbandkabel benötigt, damit das Board in das Innere des Cubes, nämlich im Hohlraum zwischen Festplatte und CD-ROM Laufwerk, verlegt werden kann.

Vorbereitungen

Eben jenes Flachbandkabel hat mir etwas Probleme bereitet, da es anscheinend in Deutschland keine Quelle für ein 30-pin Flachbandkabel gibt. Zwar sind in den USA diese spezielleren Kabel erhältlich, allerdings wird nicht ins Ausland beschickt.
Ich habe mich deshalb etwas umgeschaut und habe schließlich ein entsprechendes Kabel selber hergestellt. Die benötigten Teile konnte ich recht günstig bei Reichelt (bitte nicht als Schleichwerbung verstehen!) erstehen - zwar kein 30-pin-, aber ein 34-pin- Format. Was ich damit gemacht habe, werde ich gleich noch kurz beschreiben.

Benötigt wird:

PFL 34 Pfostenstecker 34-pin - Raster 2,54
WSL 34 Wannenstecker 34-pin - Raster 2,54
AWG 28-34G Flachbandkabel (nur meterweise)

Ich würde insbesondere für die Stecker empfehlen, mindestens 2 davon zu kaufen, weil bei der Bearbeitung der Stecker (ja, man muß pfeilen) recht schnell etwas kaputt gehen kann.
Ich habe von dem 1 m Flachbandkabel, den ich gekauft habe, ungefähr 25 cm für das eigentliche DC/DC-Board-Verbindungskabel verwendet.

Für das Anbringen der Stecker an das Flachbandkabel ist eigentlich kein spezielles Werkzeug notwendig. Ich habe es mit zwei Rohrzangen direkt auf das Kabel gedrückt. Das klappt recht gut, weil eine entsprechende Führung für die Schneidklemmen vorhanden ist. Man sollte allerdings gerade bei dem Wannenstecker (das ist die weibliche Seite) aufpassen, daß die Pins nicht verbogen werden. Auch ist es besonders wichtig, daß die Stecker genau im rechten Winkel auf dem Kabel angebracht werden, damit in keinem Fall ein Kurzschluß etc. auftreten kann. Ich habe nach der Montage alle Pins einzeln (und deren Umgebung) mit einem Multimeter (d.h. Widerstandsmessung) durchgemessen, um zu sehen, ob nicht doch irgendetwas bei der Montage schief gelaufen ist. Wichtig ist, wie man dies auch auf dem Bild links sehen kann, daß die Stecker nicht in die gleiche Richtung zeigen - soll heißen, sie werden verdreht angebracht.

Bei dem Pfostenstecker an sich ist nun das Problem, daß dieser für 34 Pins gedacht ist. Ich habe deshalb - vielleicht etwas tölpelhaft und skrupellos - das überstehende Stück (also die nicht benutzten 4 Pins) mit einem Cuttermesser angeritzt, um eine Sollbruchstelle zu erhalten, und dann mit der Rohrzange abgebrochen. Das sollte gerade bei dem verwendeten Hartplastik eine relativ saubere Bruchstelle ergeben. Damit der Stecker auf der Steckbuchse auf dem Motherboard des Cubes paßt, muß dieser eventuell noch mit Cuttermesser und Schmirgelpapier nachbearbeitet werden. Ja, es ist Pfusch, ich weiß, aber es hat wunderbar geklappt. Wer davor zurückschreckt, der sollte davon die Finger lassen! :)

Die übrigen vier Leiterbahnen des Flachbandkabels habe ich sauber mit einem Cuttermesser abgetrennt und entfernt.

Den Wannenstecker habe ich entsprechend den Bildern bearbeitet, also "Seitenwände" entfernt und die hintere Seite am Ende des Kabels abgefeilt, weil dort die Unterseite des DC/DC-Boards anliegt und ohne ein Abfeilen der Stecker nicht angebracht werden kann.

Mir waren die Stecker zu instabil nach der Bearbeitung, weil zum Teil die Befestigungen an den Seiten fehlten. Darum habe ich mich dafür entschieden, die Stecker mit Sekundenkleber an den Seiten zu fixieren. Hier sollte nicht zu großzügig verfahren werden!

Ganz wichtig ist dann nach dem Durchmessen mit einem Multimeter das direkte Testen im Cube. Hier wird es dann spannend und gefährlich und man sollte einigen Mut haben!!!

Ich habe hierzu - wie auf den Bildern schon zu sehen ist - ein Stück A4 Papier auf den Cube zur Isolation gelegt, darauf dann das DC/DC-Board mit Anschluß über das gebastelte Kabel an das Motherboard. Wichtig ist auch, daß nicht das schwarze Kabel an der Seite vergessen wird. Einige Anleitungen haben hier vorgesehen, jenes Kabel, das für die Stromversorgung von Festplatte und CD-Rom-Laufwerk zuständig ist, zu verlängern. Ich habe dies allerdings anders geregelt - wie, das zeige ich gleich noch.

Wenn der Cube startet und soweit alles klappt, dann kann mit dem Installieren des Boards im Inneren des Cubes begonnen werden.

Hierzu ist es erstmal wichtig, zwei kleine Winkel zu bauen. Ich habe hier von einem Slotblech aus einem PC die beiden Enden abgebrochen und entsprechend angewinkelt und zurechtgebogen. Die ersten beiden Bilder zeigen diese Winkel. Zur Isolation auch hier wieder etwas Papier. Ich hatte vorher Klebestreifen verwendet, doch anscheinend haben diese geleitet, denn der Cube wollte gar nicht starten. Die Winkel müssen entsprechend durchbohrt werden. Vorher in jedem Fall für die obere Bohrung am Gehäuse nach Anhalten des Boards eine Markierung machen und vor dem Bohren auf jeden Fall die Festplatte entfernen, damit hier nicht durch die Vibrationen etc. Schäden auftreten. Sehr wichtig ist auch, mit einem Staubsauger beim Bohren zu arbeiten, denn Bohrstaub und -späne sollte in keinem Fall auf die Elektronik gelangen!!! Ich bin sogar so weit gegangen, daß ich vor der Installation alles entfernt habe, d.h. Festplatte, Motherboard und Kabel, sodaß nur der nackte Gehäusekäfig übrig war. Dies ist auch sehr ratsam, denn es muß eh noch der Gehäuseausschnitt für die Videoausgänge erweitert werden, da die Anschlüße der Radeon 9000 Pro leicht versetzt sind und es somit zu Problemen beim Anschluß eines ADC-Bildschirms kommen kann.

Ist soweit alles montiert, dann muß natürlich noch das Kabel im Gehäuse verlegt werden. Hierzu habe ich folgende Variante gewählt:

Ich hatte ja bereits oben geschrieben, daß ich die Verlängerung des schwarzen Strom-Kabels anders geregelt habe. Hierzu habe ich einfach das schwarze Kabel andersherum in das Gehäuse gelegt. Dies wird aber von der Länge noch nicht reichen, um CD-Rom und Festplatte gleichermaßen anzustecken. Am dieses Problem zu lösen, habe ich zusätzlich einen 12V-zu-5V-Durchschleifer-Kabel eingebunden. Dieses wird nachher für den Lüfter auf der Grafikkarte benutzt, um diesen mit 5V statt 12 V und somit deutlich geräuschloser zu betreiben. Diesen Durchschleifer also direkt an das CD-Rom stecken und hieran dann den mittleren Molex-Stecker des schwarzen Stromkabels. Nun sollte man das Molex-Ende an die Festplatte stecken können.

 

Die Radeon 9000 Pro und die Kühlung

Die Radeon 9000 Pro an sich ist zwar passiv gekühlt, allerdings wird sie sehr heiß und im geschlossenen Cube würde sie ohne Probleme die Elektronik zum Überhitzen bringen. Ich habe mich deshalb für einen Thermaltake Grafikkartenkühler aus Kupfer entschieden, der eigentlich für Geforce 4 Karten bestimmt ist, aber mit etwas Aufwand auch auf einer Radeon zum Einsatz kommen kann. Ich konnte diesen bei Frozen Silicon (s.o.) erwerben. Zusätzlich habe ich einen 12V-zu-5V-Durchschleifer in Verwendung, der nachher auch für die Verlängerung des Festplattenstromkabels im Cube dient. Der Lüfter des Kühlers läuft damit angenehm ruhig und ist neben dem Geräusch des Panaflo-Lüfters meines Prozessorupgrades absolut nicht zu hören und bietet dennoch eine ausreichende Kühlung.

Bevor der Lüfter an sich überhaupt auf die Karte gesetzt werden kann, muß natürlich der alte Kühlkörper entfernt werden. Hierzu habe ich die bewährte "Kühl-Entfernungstechnik" angewandt: Die Karte wird im Anti-Static-Bag für maximal 15 Minuten in die Gefriertruhe gelegt. Durch die Kälte bricht der verwendete Kleber schneller. Klingt hart, bringt aber diesen Vorteil und der Karte kann somit eigentlich recht wenig passieren, wenn man sie dann wieder auf Raumtemperatur aufwärmen läßt.

Zum Entfernen des Kühlkörpers schiebt man unter den Kühlkörper dickes Papier zum Schutz (am besten Pape) und hebelt dann vorsichtig den Kühlkörper mit einem größeren Schlitz-Schraubendreher hinab.

Die Klebsstoffreste sollten mit Alkohol entfernt werden.

Den neuen Kühler habe ich mit dem bewährten Zweikomponentenkleber von Artic Silver auf die GPU geklebt. Hierzu habe ich ein normales Verhältnis von 1:1 verwendet und zusätzlich noch ein minimalen Anteil Artic Silver Leitpaste hinzugeschmischt, damit sich der Kühlkörper auch irgendwann mal wieder entfernen läßt. Die Anteile waren somit 3:3:1, wobei hier insgesamt maximal zwei Tropfen genügen. Dieses Gemisch dann sauber und gleichmäßig über der gereinigten GPU verteilen und den neuen Kühler aufsetzen und beschweren. Das Trocknen dauert in etwa 40 Minuten.

(Ja, in diesem Artikel ist überall Schleichwerbung :)

 

Der Lüfter alleine hat bei mir nicht für entsprechende Kühlung gesorgt. Wie denn auch? Direkt über diesem ist ja gleich schon wieder das Blechgehäuse (ja, es ist Blech, nur die letzte Schicht ist Alu), insofern ist dort keine kühle Luft zu holen. Hier bin ich etwas härtere Wege gegangen, quasi Performance um jeden Preis... :)

LOCH BOHREN!

Ja, ich scherze nicht! Das Biohazard-Cube-Mod von Torz (hier und hier) dürfte einigen bekannt sein. Genau diese Methode habe ich auch angewandt. Hierzu wird ein Loch in das Metallgehäuse geschnitten, jedoch nicht in das Plexiglas, da zwischen Plexiglas und Metallgehäuse ausreichend viel Abstand zum Ziehen von Luft vorhanden ist.
Leider kann ich zu diesem Vorgang keine konkreten Bilder zeigen, allerdings werde ich versuchen, das Vorgehen möglichst gut zu beschreiben:
Zuerst habe ich hierzu das Innere (sprich: das Blechgehäuse) des Cubes aus der Plexiglas-Ummantelung genommen und dick mit Krepp-Band umklebt. Mit "dick" meine ich: auf der Bohrseite mindestens 1,5-2 mm. Glaubt mir, es ist sooo einfach, Macken in das Gehäuse zu bekommen. Am besten die gesamte zu bohrende Seite mit Krepp-Band bekleben. Als nächstes müssen Markierungen gesetzt werden. Ich habe 2 cm von der oberen Kante die äußere Kante des Grillgitters (verschiedene Typen ebenfalls bei Frozen Silicon käuflich zu erwerben) zentriert auf die Rückseite des Cubes angelegt (das ist die Seite, die nachher gebohrt wird) und die Kontur des äußeren Randes mit einem Stift auf das Krepp-Band übertragen; das gleiche ebenfalls nochmal für die Innenseite.
Nun kam der schwierige Teil, der viel Geduld und Mut fordert:
Die äußere gezeichnete Kante ist die absolute Deadline, dadrüber hinaus darf in keinem Fall gebohrt werden, sonst wird das Loch später zu groß. Ich habe mich an dem inneren Kreis orientiert und diesen mit einem 1,5 mm Bohrer Stück für Stück auf der Kreislinie ausgebohrt - ein Loch neben das Andere. "Wieso keine Stichsäge?" fragen sich sicherlich einige... Ganz einfach, zu riskant! Es ist so einfach, mit der Säge abzurutschen oder zu versägen und Macken in das Gehäuse zu schneiden, sodaß das Bohren - speziell mit guter Absicherung - sehr viel einfacher und sicherer ist.
Wenn auf der Linie des inneren Kreises alle 1,5 mm Löcher dicht bei einander gebohrt sind (Achtung, eventuell mehrere Bohrer aus dem Baumarkt besorgen, die glühen bei falscher Verwendung recht schnell aus!), die gleichen Löcher nochmal mit einem 2-2,5 mm Bohrer nachbohren, um die noch bindenden "Nasen" weg zu bekommen. Falls davon immernoch welche stehen, einfach diese mit einer kleinen Kohle-Trennscheibe des Dremels Nachschneiden, aber auch hier wieder ordentlich aufpassen.
Es ist insgesamt äußerst ratsam, den Bereich außerhalb des inneren Kreises ganz dick mit Krepp-Band zu schützen. Bei mir war diese Schicht fast 3 mm dick und es lohnt sich, denn immer dran denken: es ist so einfach, abzurutschen!
Sollte nun die Innere Scheibe komplett vom Gehäuse "ausgeschnitten" sein, dann die noch stehenden Nasen im Loch des Gehäuses mit einer Metallfeile oder - noch besser - dem Schleifstein aus dem Dremelset entfernen und insgesamt entgraten.
Hiernach habe ich das Krepp-Band vorsichtig entfernt und nochmal alles gereinigt.
Das Gitter habe ich nicht geschraubt, sondern mit Sekundenkleber auf das Gehäuse gesetzt. Hier äußerst genau und vorsichtig vorgehen, denn späteres Verrücken ist fast unmöglich.

Hier also das fertige Ergebnis:


(sorry für die schlechte Qualität der Aufnahmen, erstellt mit dem Kamerahandy T610)

Die Temperatur der GPU hängt zwischen 39° und 48° Celsius. Zum Vergleich: Eine passiv gekühlte Geforce2mx wird bei Vollast bis zu 65°C warm.

Wer es nun also wagt und selber probieren will, nur zu! Aber bitte unbedingt das Vorwort GENAU lesen!

Es ist gar nicht so schwer und die kleine "Kiste" wird mit der Radeon 9000 pro im Vergleich zur Geforce2mx deutlich flotter - vor allem im kommenden MacOS X 10.3 (Panther). Exposé ist auf der Geforce bei hohen Auflösungen einfach nur langsam und ruckelig.

Anregungen, Kritik, Rechtschreibkorrekturen, Drohungen ;) bitte direkt an mich: evilJazz AT katastrophos.net